WM-Titel unter Vorbehalt? Im Mai feierte Floyd Mayweather seinen Sieg im Jahrhundertkampf gegen Manny Pacquiao. Nun entzog ihm die World Boxing Organization (WBO) den Weltmeisterschaftstitel.

Vor zwei Monaten ging der amerikanische Profiboxer Floyd Mayweather als WBO Weltmeister im Weltergewicht aus dem Ring. In der Nacht zum 3. Mai gewann er gegen den Philippiner Manny Pacquiao den wohl best dotiertesten Kampf der Boxgeschichte. Die Prämie des 38 Jährigen Mayweather soll sich dabei auf 200 Millionen Dollar belaufen haben. Wegen ausstehender Zahlungen an den Verband wurde Mayweather der WM-Titel nun aberkannt. Laut WBO Statuten hat der siegende Kämpfer den Verband mit 3 %, höchstens jedoch 200.000 Dollar, an den Prämien des Kampfes zu beteiligen. In den WBO Statuten heißt es:

„The WBO shall be paid a fee (both Champion and Challenger) of a rate equal to three percent (3%) of their purses with a minimum of $1,000.00 and a maximum of $200,000.00 per boxer“ (Section 16 (1) of WBO Regulations).

Demnach hätte Mayweather bis zum 3. Juli einer Zahlung von rund 200.000 Dollar nachkommen müssen. Da Mayweather die vorgegebene Frist hat verstreichen lassen, wurde ihm von der WBO sein WM-Titel aberkannt.

In einer Pressemitteilung sagte der Verband: „Die WBO hat den allergrößten Respekt vor Floyd Mayweather und dem, was er in seiner Karriere erreicht hat. Aber Herr Mayweather weiß, dass ein WM-Titel neben den Privilegien auch Verpflichtungen mit sich führt“. Mayweathers Titel wird nun wohl an dessen Landsmann Timothy Bradley gehen, der momentan das WBO-Ranking anführt.

Mayweather hat 14 Tage Zeit, Einspruch gegen das Urteil des WBO Komitees einzulegen. Die Erfolgchancen stehen allerdings gering. Neben den nicht gezahlten Beiträgen hat Mayweather gegen weitere Regularien der WBO verstoßen. Der in 48 Kämpfen ungeschlagene Boxer hatte sich drei Weltmeisterschaftstitel aus unterschiedlichen Gewichtsklassen erkämpft. Es verstößt jedoch gegen die WBO Regularien, gleichzeitig Titel aus unterschiedlichen Klassen zu führen.

„A WBO Champion who wins a non-WBO Championship in weight class that is different than the weight class in which he holds his WBO Championship must decide within ten (10) days of the non-WBO Championship which title in which weight class he will retain“ (Section 15 (b) of WBO Regulations).

Neben dem Weltmeistergürtel der WBO im Weltergewicht (<66,678 kg) trägt Mayweather die Titel der Verbände World Boxing Council (WBC) und World Boxing Association (WBA) im Superweltergewicht (<69,853 kg). Auch hier hätte sich Mayweather für eine Gewichtsklasse entscheiden und die anderen Titel abgeben müssen.

 

WM-Titel unter Vorbehalt?

Wie kann es sein, dass ein Sportler der einen Titel gewinnt, ihm dieser im nachhinein wieder aberkannt werden kann?

Sportverbände (wie es die WBO ist) unterliegen einer Satzung. Die Satzung beschreibt zum einen die Struktur des Verbandes, zum anderen gibt die Satzung Pflichten und Verhaltensregeln vor. Möchte ein Sportler an einem Wettkampf, den der Verband ausrichtet, teilnehmen, muss er in die Satzung des Verbandes einwilligen. Der nun zwischen Verband und Sportler bestehende Vertrag stellt einen privatrechtlichen Vertrag mit Rechten und Pflichten für beide Seiten dar. Kämpft nun ein Boxer unter den Statuten der WBO, werden ihm von Seiten der WBO bestimmte Privilegien eingeräumt, wie die Möglichkeit um WM-Titel zu kämpfen. Der Sportler wiederum verpflichtet sich die Statuten des Verbandes zu befolgen. Bei Nichteinhalten der Statuten treffen den Sportler Sanktionen. Diese sind Teil der privatrechtlichen Vereinbarung zwischen Verband und Sportler. Somit ist es einem Verband möglich, bei Nichteinhaltung der Statuten, dem Sportler einen Titel wieder abzuerkennen.

Das strikte Vorgehen der Boxverbände ist keine Seltenheit. Neben der Einhaltung der Gewichtsklassen muss auch dafür gesorgt werden, dass es regelmäßig zum Austragen von Titelkämpfen kommt.

Anfang des Jahres wurde dem WBA-Weltmeister Carl Froch der Titel aufgrund von „Inaktivität“ aberkannt. Der Verband macht damit von seinem Recht Gebrauch, den Titel nach 9 Monaten für vakant zu erklären. Froch stand seit Mai 2014 nicht mehr im Ring. Einer Aufforderung der WBA zur Pflichtverteidigung kam er ebenfalls nicht nach.

 

Der Entschluss Mayweathers, der Zahlungsaufforderung vorerst nicht nachzukommen, könnte dem Umstand geschuldet sein, dass er den WBO-Titel ohnehin nicht behalten wollte. Mit dem TV Sender Showtime ist vertraglich noch ein weiterer Kampf vereinbart. Dieser ist für den 12. September angesetzt. Ob es sich dabei um einen WM-Kampf handeln wird, ist nicht klar. Floyd Mayweather hat aber bereits verkündet, dass es der letzte Kampf seiner Boxer-Karriere sein wird.

 

Foto: © Depositphotos.com/SergeyNivens