ÖZIL, LAHM ODER MERTESACKER, WER IST IM OLYMPIAKADER?

Die Fußball U21 Mannschaft löste durch das Erreichen des EM Halbfinales in Tschechien das Ticket für die olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro. Mit der Chance, an die Bronzemedaille aus Seoul 1988 anzuknüpfen wird geliebäugelt. Die deutschen Fußballer wissen bereits, wie man in Rio Titel gewinnt. Eine grundlegende Frage ist allerdings noch offen: Wer wird in der Olympiamannschaft spielen?

Weltmeister Philipp Lahm hat seine Teilnahme an den Olympischen Spielen bereits ausgeschlossen: Da werde ich keinem den Platz wegnehmen. Per Mertesacker hält seine Olympiateilnahme für „höchst unwahrscheinlich“. „Es liegt eine schwere Premier-League-Saison vor uns. Da haben wir große Ziele. Der Rest ist Zukunftsmusik und aufgrund vieler Faktoren höchst unwahrscheinlich„. Lust verspürt dafür Mesut Özil, der seinen Wunsch in der Olympiamannschaft zu spielen wie folgt äußerte: Das wäre schon geil. Der Trainer entscheidet aber, ob er mich nominiert. Fragt er mich, würde ich nicht Nein sagen„.

Wer nimmt die Nominierung vor?

Mit Erreichen des EM Halbfinales der U21 Mannschaft in Tschechien, qualifizierte sich der Deutsche Fußball Verband (DFB) als an der Olympiade teilnahmeberechtigter Verband. Der Olympiakader muss nicht aus der Mannschaft bestehen, welche die Olympia-Qualifikationsnorm geschafft hat. Die letztliche Zusammensetzung des Olympiakaders ist Sache der Nationalen Verbände. Für die deutsche Olympiamannschaft ist der U21 Bundestrainer Horst Hrubesch die Federführende Person.

In der Zusammensetzung der Olympiamannschaft ist der Verband allerdings nicht ganz frei. Die nationalen Verbände haben die Auswahl der Spieler –unter Berücksichtigung des durch die FIFA vorgegebenen Reglement für die Olympischen Fußballturniere– zu treffen.

Wer ist in Rio spielberechtigt?

Laut dem Reglement für die Olympischen Fußballturniere muss der Olympia-Kader mit Spielern ausgestattet sein, die nach dem 1. Januar 1993 geboren sind, also beim Turnier 23 Jahre oder jünger sind. Neben der U23 Regelung, darf jede Mannschaft zusätzlich drei ältere Spieler nominieren.

In den Vorgaben der FIFA heißt es dazu:

„Alle Spieler, die an der Vor- und Endrunde teilnehmen, müssen am oder nach dem 1. Januar 1993 geboren sein. Für die Endrunde dürfen zusätzlich drei Spieler, die dieses Alterskriterium nicht erfüllen, in die offizielle Spielerliste aufgenommen werden“.

Auf diese Regelung hatte sich das Internationale Olympische Komitee mit der FIFA geeinigt, um mit der Olympiade kein Gegenstück zur Weltmeisterschaft zu konstruieren.

Der U21-Nationaltrainer Horst Hrubesch will zunächst denjenigen Spielern die Chance geben, die sich bei der EM in Tschechien für Olympia qualifiziert haben: „Die Jungs haben es verdient“. Die komplette U21 Mannschaft wird allerdings nicht in Rio vertreten sein können. Acht der Spieler werden im kommenden Sommer bereits aus der U23 Regelung heraus gewachsen sein. Drei dieser acht Spieler, sowie auch Mesut Özil, haben -aufgrund der Sonderregelung für drei ältere Spieler– dennoch die Möglichkeit zur Olympiateilnahme.

Besteht eine Abstelluntgspflicht der Vereine?

Wird Özil zu den Olympischen Spielen vom DFB nominiert, benötigt er die Freistellung seines Vereins, den FC Arsenal.

Erst 2008 hatten mehrere Klubs vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen die Abstellungspflicht geklagt und bekamen Recht. Demnach sind Vereine nicht dazu verpflichtet, ihre Spieler für Einsätze freizugeben, die nicht Bestandteil des internationalen Spielkalenders sind.

Der Termin des olympischen Fußballturniers (03.08. bis 20.08.2016) überschneidet sich in der Tat mit der Vorbereitung und dem Saisonauftakt der Klubs. Auch ist die zeitliche Nähe zur anstehenden Europameisterschaft in Frankreich zu berücksichtigen (10.06. bis 10.07.2016). Bundestrainer Joachim Löw hat Doppelstarts von Spielern „angesichts der Terminkonstellation“ nahezu ausgeschlossen.

Auf nationaler Ebene hat die Deutsche Fußballliga (DFL) dem Verband seine Unterstützung zugesagt. Es gibt die Zusage der DFL, dass wir unterstützt werden. Das wird sicher eine Herausforderung, aber wir werden eine Lösung finden„, sagte der DFB Sportdirektor Hansi Flick.

Ist der Olympische Fußball zweitrangig?

In anderen Sportarten stellt die Teilnahme an den Olympischen Spielen das Hoch der sportlichen Karriere dar. In der Fußballwelt wird man jedoch das Gefühl nicht los, dass es sich bei dem olympischen Fußballturnier um ein Nachwuchsturnier handelt. Dieses Gefühl täuscht keineswegs. Das Olympische Fußballturnier ist explizit auf die Förderung von Nachwuchsspieler gerichtet.

„Die Olympischen Fussballturniere finden alle vier Jahre im Rahmen der Olympischen Sommerspiele statt. Die Mitgliedsverbände der FIFA sind eingeladen, mit ihrer U-23-Männerauswahl und ihrer Frauenauswahl teilzunehmen“ (Reglement für die Olympischen Fußballturnier).

Zweitrangig werden die Olympischen Spiele aus Fußballer Sicht dadurch ganz und gar nicht. Bei der letzten Olympiateilnahme in Seoul 1988 gehörten zum Aufgebot die späteren Weltmeister Jürgen Klinsmann, Frank Mill, Karl-Heinz Riedle und Thomas Häßler.