Champions League verpasst? Unvorhergesehener Abstieg in der 2. Liga? Plötzlich Meister? Kein Problem, denn die Versicherung bezahlt den Einnahmenausfall bzw. die Mehrkosten! Wir haben einmal unter die Lupe genommen, wie sich Fußballclubs gegen finanzielle Risiken absichern.

In der kommenden Saison wird Dortmund erstmals seit fünf Jahren nicht in der Champions League vertreten sein. Damit würden dem Verein normalerweise Einnahmen in Millionenhöhe entgehen. Allein die Preisgelder, die Dortmund 2014 für die Teilnahme am Viertelfinale der Champions League erhielt, beliefen sich auf 34,7 Mio. €. Finanziell hat Dortmund aber nichts zu befürchten. Gegen die bevorstehenden Einnahmenausfälle (Prämien,- Sponsoren- und Fernsehgelder) hat der Klub eine Versicherung abgeschlossen.

Im Wertpapierprospekt des einzigen an der Börse notierten Vereins heißt es: „Die Gesellschaft hat verschiedene Arten von Versicherungen abgeschlossen, z.B. (…) eine Einnahmenausfall-Versicherung für die UEFA Champions League (…)“.

Prize-Indemnity Versicherungen

Mit der Einnahmenausfall-Versicherung ist im Konkreten eine Prize-Indemnity Versicherung gemeint. Mit dieser Art von Risikoversicherung sichern sich Vereine und Verbände gegen Einnahmenausfälle, die mit sportlichen Misserfolgen einhergehen, ab. Gerade große Klubs fürchten finanzielle Einbußen in Folge von Nichterreichen der vorgegebenen Ziele. Wie bei Risikoversicherungen üblich, berechnet sich die Beitragsprämie an der Höhe des zu erwartenden Risikos. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) beschreibt die Prämienermittlung wie folgt:

„Die Wahrscheinlichkeit eines Versicherungsereignisses – und damit auch die Prämienhöhe – wird anhand der Wettquoten ermittelt.“

Das macht die Policen für Wackelkandidaten recht teuer und in vielen Fällen unattraktiv.

Schlechte Mannschaften zahlen mehr

Kann ein Klub konstante Leistungen vorweisen, wird er weniger an Versicherungsprämien zahlen müssen als ein Verein, der sich auf dem Abstiegsplatz befindet. Denn bei Wackelkandidaten ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Versicherungsfall eintritt wesentlich höher. Somit kommt eine Prize-Indemnity Versicherung für viele Vereine nicht in Frage. Das ohnehin schon bestehende finanzielle Ungleichgewicht zwischen den Fußballklubs wird somit noch verstärkt. Gerade im Fußball liegen sportliche- und finanzielle Stärke eng beieinander. Ist ein Verein über lange Zeit sportlich erfolgreich, kann er sich seine finanziellen Ressourcen versichern, womit die Erfolge erst ermöglicht werden.

Auch Positivzahlungen sind versicherbar

Mit Prize-Indemnity Versicherungen lassen sich nicht nur Ausfallzahlungen versichern, es können auch Zahlungen für den sportlichen Erfolgsfall versichert werden. Regelmäßig versprechen Klubs oder Verbände ihren Spielern – für einen Titelgewinn oder Aufstieg – Sonderzahlungen.

So auch der italienische Fußballverband, der für den Titelgewinn bei der WM 2006 jedem seiner Spieler eine Prämie von 250.000 € versprach. Diese Prämie ließ sich der Verband vor der WM versichern, sodass (aufgrund des eingetretenen Erfolgs) der Versicherer die Prämie zu zahlen hatte.

Individuelle Ausgestaltung von Vertragsklauseln

Die Vertragspartner sind in der Ausgestaltung der Verträge weitestgehend frei. So können Klauseln vereinbart werden, dass die Versicherung nur greift, wenn der Trainer oder bestimmte Spieler erhalten bleiben. Geschieht dies nicht, kann ein vorzeitiges Kündigungsrecht des Versicherers begründet werden.

In der Bundesliga gängige Praxis

Bereits in der Saison 2002/03 verfügte Bayer Leverkusen über solch eine Risikoversicherung. Damals stand Bayer Leverkusen kurz vor dem Abstieg in die 2. Liga. Wäre es zu einem Abstieg gekommen, hätte der damalige Hauptsponsor sein Engagement um 7 Mio. € gekürzt. Um bei einem möglichen Abstieg nicht in eine finanzielle Krise zu geraten, hat sich Leverkusen diese Differenzsumme versichern lassen, wofür sie eine Versicherungsprämie von 500.000 € gezahlt haben.

Neben Dortmund verfügen derzeit etwa acht weitere Bundesligavereine über eine Prize-Indemnity Versicherung.

Im englischen Fußball verboten

Aus Angst vor Spielmanipulationen sind im englischen Fußball seit dem Jahr 2012 die Negativ-Versicherungen (Einnahmeausfall-Versicherungen) verboten. Positiv-Versicherungen (Versicherung möglicher Bonus- oder Prämienzahlungen) sind hier jedoch auch möglich. Um eine solche Versicherung abschließen zu können, benötigen die englischen Klubs jedoch die Zustimmung des Verbandes.

Etwaige Interessenskonflikte oder Fehlanreize für Vereine werden in der Bundesliga noch nicht gesehen. Absichtlich ein Spiel zu verlieren wird sich für Vereine nicht lohnen. Die Versicherungssumme würde nie die kompletten Einnahmen ausgleichen, die mit einem Sieg einhergehen.

 

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